Die endgültige Freigabe von SysMLv2 läuft auf Hochtouren und viele Hersteller arbeiten an entsprechenden Lösungen. Auch LieberLieber beschäftigt sich schon länger mit dem Thema, zuletzt beim MBSE Summit 2025 in Traunkirchen und in einem internen Training mit Vince Molnar in Wien. Entsprechende Entwicklungen bei LemonTree wurden in einem ersten Vortrag im Februar auf einem INCOSE Workshop im spanischen Sevilla vorgestellt. Der zweite Teil der Präsentation wird beim 35. INCOSE International Symposium (26. -31. Juli 2025) in Ottawa (Kanada) erfolgen.
Die Spezifikationen der SysMLv2 ermöglichen eine Systemmodellierung der nächsten Generation mit verbesserter Präzision, Ausdruckskraft, Konsistenz, Benutzerfreundlichkeit, Interoperabilität und Erweiterbarkeit. SysMLv2 bietet ergänzende textuelle und grafische Darstellungen des zugrundeliegenden Modells, was zu einem besseren Systemverständnis beiträgt. Eine Standard-API und eine Reihe von Diensten zum Navigieren, Abfragen und Aktualisieren des Modells ermöglichen die Interoperabilität mit anderen Tools und Softwareanwendungen während des gesamten Lebenszyklus der Systementwicklung.
MBSE Summit 2025: Keynote und Breakout Session zu SysMLv2
Beim auch heuer wieder ausgebuchten MBSE Summit in Traunkrichen war SysMLv2 ein breit diskutiertes Thema, das sowohl in der Keynote von Sandy Friedenthal als auch in der Breakout Session von Vince Molnar behandelt wurde. In der Keynote konzentrierte sich Sandy Friedenthal auf die Verbesserung der objektorientierten Systemtechnikmethode (OOSEM) durch SysMLv2. OOSEM nutzt SysML als Modellierungssprache, um eine MBSE-Methode zur Spezifizierung, Architektur, Analyse und Verifizierung von Systemen bereitzustellen. Die Methode wendet einen szenariobasierten Dekompositionsansatz in Verbindung mit dem Prinzip der Trennung von Belangen an, um das Systemmodell zu entwickeln. SysMLv2 ermöglicht regelmäßige und präzise Zerlegungs- und Spezialisierungsmuster, die für die Modellierung von Anforderungen, Struktur, Verhalten, Analyse und Verifizierung gelten. So lassen sich wiederverwendbare Elemente leicht an ihren Kontext anpassen, und es kann das Verhalten besser definiert werden, was bisher sehr schwierig war. Zusätzlich erweitert sich die Ausdruckskraft, z. B. durch Variantenmodellierung, Analysefälle und viele andere Sprachkonstrukte. Diese Sprachverbesserungen führen zu einer effizienteren Modellierung, die sich für die Automatisierung und eine verbesserte Rückverfolgbarkeit im gesamten Systemmodell eignet.
In der Breakout Session unternahm Vince Molnar mit den Teilnehmern eine SWOT-Analyse (Stärken und Schwächen der SysMLv2) der SysMLv2, und sammelte dabei auch die Wünsche und Erwartungen an die neue Sprache ein. Die Ergebnisse der Diskussionen werden im MBSE Summit Report 2025 zusammengefasst.

Sandy Friedenthal hielt am MBSE Summit 2025 die Keynote zu SysMLv2
Mehrtägige Vertiefung in SysMLv2
LieberLieber nutzte die Expertise von Vince Molnar Anfang Juli für einen mehrtägigen Workshop zu den verschiedenen Aspekten der SysMLv2. Es ging dabei nicht nur um die Sprache selbst, sondern auch um den Aufbau des Metamodells, die Funktion des Austauschformats etc.
SysMLv2 basiert auf der neuen Sprache KerML (Kernel Modelling Language), die auch im Zuge der Standardisierung eingeführt wird. KerML umfasst dabei Konzepte zur Modellierung von Systemen mit tief verschachtelten Hierarchien von Struktur, Verhalten, Anforderungen und übergreifenden Beziehungen. Es ermöglicht Entwicklern auch, Analyse- und Verifikationsfälle zu spezifizieren. Damit definiert KerML ein neues Metamodell, das die Grundlage für SysMLv2 bildet. Die darin als Logik erster Ordnung spezifizierte formale Semantik mit einer 4D-Semantik der zeitlichen und räumlichen Ausdehnung bietet ein neues Maß an Ausdrucksfähigkeit und Präzision. Dazu Philipp Kalenda von LieberLieber: „Während des Workshops wurde für uns klar, dass wir uns mit dieser neuen Modellierungssprache eingehender beschäftigen müssen, um sie besser zu verstehen. Dabei hat uns Vince Molnar mit seiner umfassenden Erfahrung wertvolle Unterstützung gegeben. Auf diesem Weg können wir sicherstellen, dass LemonTree künftig SysMLv2 voll unterstützt und entsprechende Modelle vergleichen und zusammenführen kann. Letztlich soll natürlich die Versionskontrolle von Modellen für SysMLv2 genauso effizient sein wie jetzt wie bei SysMLv1 und UML.“
Mit diesem Ziel vor Augen wurden im Workshop verschiedene Tools verwendet, um die technische Basis der SysMLv2 bestmöglich zu analysieren:
- Referenzimplementierung mit Eclipse
- SysMLv2 Notebook von Jupyter
- SysIDE
- Rhapsody SE von IBM
„Der aktuelle Fokus liegt auf der textuellen Notation, die bereits definiert ist. Sobald es Einigung über das grafische Austauschformat gibt und die Darstellung auch Teil der Spezifikation ist, werden wir auch diese unterstützten. Da ich ja auch Mitglied der „Graphical Specification Working Group“ zu SysMLv2 bin, kennen wir immer den aktuellsten Stand der Entwicklungen“, erläutert Kalenda.

Philipp Kalenda
Vortrag beim 35. INCOSE International Symposium
LieberLieber wird zusammen mit Chris Armstrong, Präsident der Armstrong Process Group (APG), beim 35. INCOSE International Symposium (26. – 31. Juli 2025, Ottawa, Kanada) mit einem Stand vertreten sein und einen Vortrag zum Thema „SysMLv2-Änderungsmanagement mit Versionskontrolle und LemonTree” halten. Anknüpfend an den Vortrag beim INCOSE International Workshop im Februar in Sevilla (Spanien) wird nun der aktuelle Stand der SysMLv2-Unterstützung von LemonTree vorgestellt. Um Modelländerungen erfolgreich zu verwalten, ermöglicht LemonTree modernste Versionskontrollstrategien für UML- und SysML-Modelle. Da LieberLieber die Modellversionierung für SysMLv2 in derselben Tiefe wie für SysMLv1 anbieten wird, arbeitet man derzeit mit Hochdruck daran, SysMLv2-Modelle mit den 3-Wege-Diff- und Merge-Funktionen von LemonTree und der nahtlosen Integration in verschiedene Versionskontrollumgebungen wie Git zu unterstützen.